Carcassonne

26. Mai 2016

Von der Küste ging es noch einmal ins Hinterland. Im Prinzip schon ins Vorland der Pyrenäen, nach Carcassonne. Dazu ging es von Sete aus Richtung Westen durch die Languedoc Region. Von der Küste bis nach Carcassonne fuhren wir ausschließlich durch Weinberge, kilometerlang bis zum Horizont. Hier wächst eine Menge Wein. Sieht aber alles nach maschineller Bewirtschaftung aus, und wir wissen ja, Quantität ist noch lange nicht Qualität (ohne das ich jetzt hier etwas probiert hätte, Französischer Wein bzw. die Lagerung im Eichenfass schmeckt mir einfach nicht).

Kurz vor Carcassonne kommt sich dann zum Vorschein, die perfekte Festungsstadt. Das sieht schon beeindruckend aus und man fühlt sich direkt ins Mittelalter versetzt. Wir Campen auf dem Campingplatz der Gemeinde der zu Fuße der Festungsstadt liegt. Nach dem Mittagessen geht es daher gleich hoch in die Burg. Von draußen ist alles beeindruckend, innen drin sind wir allerdings etwas geschockt vom Kommerz. Überall Souvenirläden und Crêpe Verkauf (was zu erwarten war) allerdings hängen draußen so billige bunte Schilder die auf die Angebote aufmerksam machen. Das zerstört leider ganz schnell das Bild der mittelalterlichen Stadt. Wir schlendern durch die Gassen und schauen uns die Highlights an, die Stadt hat alles: Brunnen, Turnierplätze, ein Schloss, eine Kathedrale, ein Theater etc. Wir sind über die Zugbrücke, das Narbonne Tor in die Stadt gekommen, zurück geht es über den Eingang für berittene und Fußgänger, ein Steiler Weg der von Unten an die Festungsmauer führt.

Am nächsten Tag spaziere ich mit Luise durchs neue Carcassonne, das liegt am Fuße der Festungsstadt und ist eigentlich auch auf dem Grundriss einer Festung, einer Bastille gebaut. Die Stadt hat eine schöne Fußgängerzone, viele Kinderläden und den einen oder anderen schönen Platz. Aber im Prinzip unspektakulär im Schatten der Festung.

Am Nachmittag unternehmen wir eine ausgedehnte Radtour, diese geht entlang des Canals Midi, ein Kanal vom Atlantik bis zum Mittelmeer, der heute von Touristen mit ihren Hausbooten genutzt wird. Leider ist der Kanal eine ganz schöne Plörre und stinkt furchtbar. Da ein ziemlicher Wind fegt ist dies aber gut auszuhalten. Spannend sind die vielen Schleusen und wir schauen zu wie ein paar Boote einer 3er Schleuse hoch fahren. Über Nebenstraßen geht es zurück zum Campingplatz und ich bin nach 27km viel Gegenwind und auch noch dem einen oder anderen Anstieg auf dem Rückweg ziemlich platt.

Zum ersten mal am Strand

24. Mai 2016

Wir waren zwar in Cannes schon mit den Füßen im Meer und am Pont du Gard gab es eine Abkühlung in der Gardon, aber so richtig am Strand waren wir noch nicht.

Unsere Route führte uns vom Pont du Gard Richtung Sete. Während vorher die Küste felsig oder mit Kieselstränden versehen ist fangen dort kilometerlange, breite Strände an. Auf dem Weg dorthin sind wir übrigens durch die Petit Camargue gefahren und haben sogar Flamingos in den Sumpfgebieten gesehen. Mehr wollten wir in der richtigen Camargue auch nicht.

In Sete haben wir erst einmal eingekauft. Das macht man in Frankreich an 3 verschiedenen stellen: auf dem Markt, in einem Tante Emma Laden oder aber in einem gigantischen Supermarkt der sich mindestens Hyper oder Gigant nennt. Dieses mal viel unsere Wahl auf Hyper. Geparkt wurde mit unserem Camper in einem Parkhaus (3,3m Höhe) aber auch dort hieß es zirkeln und brauchte einen guten Einweiser um am Ende in 2,5 Parklücken schön in Reihe zu parken.
Und der Hyper hatte einiges zu bieten. Wir haben jedenfalls gefunden war wir wollten und sogar noch etwas mehr, ein Kinderbuch für Luise und Heringe um bei Wind unsere Markise abzuspannen.

Zurück zum Thema Strand, da wir nach dem Einkauf alle Hunger hatten, hieß es so schnell wie möglich Ausschau nach einem Parkplatz zu halten. Die Parkplätze am Meer sind allerdings wie es scheint entlang der gesamten Mittelmeerküste höhenbeschränkt (max 2,x Meter). Der Franzose an sich ist aber auch gerne im Camper unterwegs und um das wilde parken etwas in legale Bahnen zu lenken gibt es dann doch den einen oder anderen Parkplatz für Camper. Diese sind beschrankt und meist dann zugleich ein Stellplatz auf dem man übernachten kann. Zufällig habe ich in meinem Kartenprogramm einen solchen Platz auf der Strecke hinter Sete, direkt am Strand gesehen. Also 9,66 EUR für 24h zahlen und drauffahren. Eigentlich wollten wir hier nur parken, mittagessen und dann abends zu einem Muschelbauern auf den Hof fahren (Passon France). Aber jetzt hatten wir ja schon gezahlt, der Strand war gerade einmal 20m entfernt und die Sanitären Einrichtungen (ohne Dusche) waren auch ok. Also sind wir gleich geblieben.

Luise hat der Strand sehr gut gefallen, es wurde ausgiebig im Sand gespielt, unsere Strandmuschel hat sich bei frischem Wind auch gleich bewehrt und das Mittelmeer ist noch furchtbar kalt (war nur mit den Füßen drin).

Nachmittags bin ich noch die 10km nach Sete geradelt um mir endlich auch Crocs zu kaufen. Ja sind super und vor allem super praktisch beim campen. Geduscht wurde dann abends im Camper. Auch sehr komfortabel.

Gegen den Platz sprach eigentlich nur die nahe Straße, die auch nur deshalb ein Problem war, weil die dortigen Franzosen total Vorurteils untypisch wohl alles schon um 5 Uhr zu Arbeit fahren.

Weltkulturerbe

22. Mai 2016

Die letzten beiden Tage waren wir kulturell bzw. geschichtlich unterwegs. Eigentlich sollte es in die Camargue gehen zu Flamingos, Pferden und zum Meer. Aber nachdem wir mit mehreren Leuten gesprochen hatten, haben wir unsere Pläne geändert. Erstens war Mistral angesagt, zweitens wurde unabhängig von mehreren Leuten als erstes erwähnt, dass dort viel geklaut wird und drittens soll dort diese Woche die große Roma und Sinti Wallfahrt stattfinden zu der die Region aus allen Nähten platzt.

Das Alternativprogramm nennst sich Weltkulturerbe und brauch sich nicht zu verstecken. Unser Ziel war der Pont du Gard ein großes Aquädukt, was einst 20.000 m3 Wasser am Tag nach Nimes gebracht hat. Auf dem Weg dorthin hielten wir noch in Avignon. Hier ist die Altstadt mit dem Papstpalast Weltkulturerbe.

Avignon war die bisher größte Stadt in der wir einen Parkplatz für unseren Camper suchen mussten. Zunächst einmal gab es etwas Verwirrung weil der Stadtbereich für Fahrzeuge über 3,5t gesperrt ist. Das sieht man uns zwar nicht sofort an, aber häufig gilt so ein Verbot auch deshalb, weil es dann irgendwo recht eng wird. Also kurz hinter der Kreuzung wenden und in einem etwas größeren Bogen zu dem Parkplatz den wir uns ausgeguckt hatten. Dort angekommen müssen wir feststellen das wie die meisten Parkplätze dort Höhenbeschränkungen installiert sind (Balken über der Einfahrt). Wir wollen eigentlich schon weiterfahren bis wir das Schild Camper Parkplatz sehen. Dies ist ein mit Automat beschränkte Wiese, die auch als Stellplatz fungiert. Es gibt Strom, Wasser und eine Entsorgungsstelle. Für 6h zahlt man 5 EUR, das ist völlig OK fürs parken.

Von dort sind uns nur wenige hundert Meter bis zur Altstadt. Wuchtig thront der Papstpalast über der Altstadt die ebenfalls von einer wuchtigen Stadtmauer umgeben ist. Dahinter verbirgt sich dann ein Altstadtidyll das uns sehr gut gefällt. Wir schlendern durch die Gassen, kommen auf schöne Plätze und sehen viele nette Cafés. Wir picknicken allerdings, das ist flexibler und passt auch für Luise besser. Sie sitzt ja ohnehin schon viel an diesem Tag und hat sicherlich keine Lust noch eine Stunde im Restaurant oder Café zu sitzen. Nachdem unsere Käsebrote verdrückt sind geht es zum Papstpalast. Die Mauern sind echt hoch und einschüchternd. Viel Kirche ist in diesem Gebilde nicht zu sehen. Ich finde es sieht abschreckend aus. War aber wahrscheinlich auch der Zweck.

Auf dem Weg zurück zum Camper shoppen wir noch kurz, es gibt eine „Provence Tasche“ in der man alle Einkäufe bzw. alles für den Strand verstauen kann.

30 Minuten später sind wir am Pont du Gard. Dort stehen wir auf einem großen aber schönen Campingplatz. Hier wollen wir einige Tage bleiben. Da es recht heiß ist (29°C) geht es zur Abkühlung erst mal in den angrenzenden Fluß. Luise ist ganz aus dem Häuschen. Das Wasser wird zwar noch 18°C haben aber sie freut sich kurz zu plantschen. In der Abendsonne geht es dann einmal um die Ecke, zum Pont du Gard. Dort zu parken kostet 25 EUR, wenn man zu fuß kommt, wie wir, ist der Eintritt aber frei. Das Bauwerk ist beeindruckend, und in der Abendsonne umso schöner.

Morgen geht es nach Nimes, dort steht die am besten erhaltene Arena der Römer. Die hat es zwar nicht in die Liste des Weltkulturerbes geschafft, aber wird sicher auch beeindruckend.

Radtour in der Provence

20. Mai 2016

Auch heute habe ich alleine Ausflüge mit Luise gemacht. Eigentlich wollte ich nur ein wenig über die Dörfer radeln, aber aus der Runde ist eine richtig tolle Radtour geworden.

Zum einen hat es sportlich sehr viel Spaß gemacht, es ging die ganze Zeit hoch und runter, aber die Anstiege waren alle ok und kurz genug. Die Abfahrten haben dann für den Schweiß entschädigt.

Zum zweiten war es einfach eine unglaublich schöne Landschaft, sehr abwechslungsreich mit immer wieder neuen Blicken. Und dabei war die Runde gerade einmal 16km lang. Es ging zwar meist über Straßen, aber die waren so gut wir gar nicht befahren.

Zum Abschluss kam noch eine spannende Feldwegpassage, entlang eines Weinbergs und schwups waren wir wieder zurück am Campingplatz.

Nachmittags ging es dann in den Pool, bei 25° und Sonne eine gute Abkühlung, allerdings eine sehr frische. Französische Pools haben übrigens die längste Verbotsliste von öffentlichen Orten die ich je gesehen habe. Man darf nichts, und vor allen Dingen nichts was Spaß macht.

Provence

19. Mai 2016

Der Gorges du Verdon gehört ja schon zur Provence, aber die richtige Provence stellt man sich dann doch mit Lavendelfeldern und pastellfarbenen Häusern vor. Und genau da sind wir hingefahren.

Über kleine Straßen ging es, entlang riesiger Lavendelfelder, dazwischen immer wieder Eichenwälder und den einen oder anderen Weinstock. Eine wunderbare Landschaft. In dem einzigen größeren Ort den wir unterwegs durchquert haben ist dann noch die Produktionsstätte von L’Occitane, mit Mega-Boutique, Mareike ist gleich mal shoppen gegangen.

Unser Standort für die Übernachtung war diesmal ein Weingut. Wir haben uns bei „France Passion“ angemeldet. Das sind 1900 Bauern, Winzer, Fischer etc. bei denen man umsonst stehen kann und wenn man Lust hat ihre Produkte kaufen kann. Ver- und Entsorgung gibt es keine, aber wir haben ja alles dabei im Camper. Unser Platz war jedenfalls traumhaft gelegen mit tollen Blicken über das Umland. Leider spielte das Wetter nicht ganz mit und als Grill und Tisch aufgebaut waren fing es an zu regnen. So wurde drinnen gegessen.

Heute ging es nur um die Ecke zu einem Campingplatz (20 min Fahrt) da hier der Canyon de Provence ist. Das sind farbige Sandsteinformationen. Damit Mareike besser mit ihrer Arbeit vorwärts kommt haben wir uns überlegt, dass ich mehr mit Luise alleine mache. So bin ich heute mit ihr erst 3km mit dem Rad und dann 4km mit der Kraxe durch die Sandsteine gelaufen.

Den Nachmittag haben wir dann mit Freunden verbracht die wir hier Zufällig auf dem Campingplatz getroffen haben; mein alter Mitbewohner aus Stockholm mitsamt Familie. Wir hatten uns 6 Jahre nicht mehr gesehen und dann trifft man sich an der hintersten Ecke der Provence, verrückt.

Gorges du Verdon

17. Mai 2016

Wir campen im Moment am Lac de Saint Croix. Dies ist der Stausee hinter dem Gorges du Verdon. Mit dem Camper waren wir bei der Anreise schon auf 1000m hochgefahren um von oben in den Gorges zu schauen, heute haben wir uns das ganze von unten angeschaut.

Per Rad ging es zum Ende der Schlucht um dort in ein Kajak umzusteigen. Dank des Stausees hat der Verdon kaum Strömung, so ging es recht einfach (das Kajak fuhr selten geradeaus) in die Schlucht. Schon beeindrucken die Wände von unten zu sehen. Wir kamen an einem Einstieg (ein Seil das ins Wasser hängt) für eine überwiegend überhängende Kletteroute vorbei, sahen von unten Adler die Thermik nutzen und sind zu einem Wasserfall gekommen.

Luise war professionell mit einer Schwimmweste ausgestattet, hatte aber nur bedingt Freude am Ausflug, sie hatte ihren obligatorischen Vormittagsschlaf ausfallen lassen und das merkt man dann doch in der Laune.

Da Nachmittags auch nicht geschlafen wurde war das zu Bett bringen heute eine Angelegenheit von 5 min.

Cote d’Azur und Cannes

15. Mai 2016

Aus dem Piemont an die Cote d’Azur, aus einem beschaulichen Hügelland an die mondäne Mittelmeerküste. Das sind nur 200 km, aber dank etlicher Kurven haben wir einige Stunden gebraucht.

Statt über die Autobahn zu brausend sind wir durch die Seealpen gefahren, eine schöne Strecke, aber mit einem Wohnmobil entschieden zu viele und zu enge Kurven. Man kommt schon überall gut durch, aber es dauert einfach ewig wenn man jede halbwegs scharfe Kurve mit 30 nehmen muss.

Bei Nizza fahren wir ab um zu tanken und eine französische Gasflasche zu kaufen. Hier erschlägt uns erst einmal die Zivilisation. Es ist voll, es wird gedrängelt und es ist eng. Gut, Samstag Nachmittag ist so etwas zu erwarten in der Zone Commercial. Gliche um die Ecke ist dann zum Glück aber unser Campingplatz, und dieser ist richtig schön, obwohl er mitten im Gewerbegebiet liegt ist er herrlich mit Pinien bewachsen und man steht recht idyllisch. Leider begrüßt uns die Cote d’Azur mit Regen und auch der Steinige schmutzige Strand um die Ecke überzeugt nicht wirklich.

Den Platz haben wir aufgrund seiner strategischen Lage gewählt. Er ist 500m vom Bahnhof entfernt und für den nächsten Tag haben wir die Option nach Monaco, Nizza oder Cannes zu fahren. Unsere Wahl fällt auf Cannes, denn dort laufen gerade die Filmfestspiele.

Morgens scheint die Sonne, wir haben um 10 schon 21 °C und alles sieht wieder besser aus. Nach 20 Minuten Zugfahrt begrüßt uns Cannes als ein beschauliches Städtchen mit mondänen Ecken. Gut am Festival Palast ist es schon etwas voller, aber eigentlich ist alles völlig ok. Es ist lustig zu sehen wie aufgebrezelt hier schon alle am Vormittag rumlaufen. Vor den Kinos bilden sich lange schlangen und das Publikum ist relativ international. Aber sonst eine normale Stadt an einer schönen Bucht. Gut, Grand Hotels säumen die Promenade und in der Bucht liegen Yachten mit integriertem Hafen und Helikoptern auf dem Vordeck.

Wir verbringen einen schönen Tag in Cannes, zeigen Luise das das Meer auch einen schönen Strand haben kann – sie ist begeistert und kann es gar nicht mehr abwarten richtig ins Wasser zu tauchen – und entdecken auch das historische Cannes mit seinen Gassen. Abends geht es bequem zurück zum Campingplatz.

Piemont

13. Mai 2016

Circa 250 km lang ist die Strecke vom Gardasee ins Piemont. Zu lang, um auf Autobahnen zu verzichten. Zunächst einmal haben wir noch einige Kilometer enger Straße am Gardasee vor uns. Als ich schon glaube, dass die Tunnel jetzt endlich zweispurig in voller Höhe ausgebaut sind, kommen die besonders tückischen: erst breit und dann mitten im Tunnel wird es auf einmal 2m schmaler. Da sind einige Schrammen an der Decke zu sehen. Zum Glück ist es früh, und ich habe kaum Gegenverkehr, weil in der Mitte muss man dann schon fahren.

Es ging durch die Po-Ebene an Cremona entlan. Hier zeigt sich ein anderes Italien: industrialisiert und mit viel Infrastruktur. Nicht wirklich schön. Es ist schwül-warm, und wir kommen immer wieder in heftige Gewitter. Bei Asti biegen wir ab Richtung Alba und einige Kilometer hinter Alba finden wir einen tollen Campingplatz auf einem Weingut. Am Fuße von La Morra und Barolo. Wir sind im Herzen des Barolo Anbaugebiets. Jetzt kommt auch wieder die Sonne raus, und wir genießen den Abend im Garten und dann bei einer Weinprobe.

Am nächsten Tag ist unser Plan, die nähere Umgebung per Rad zu erkunden. Als wir gerade aufbrechen wollen, merken wir, dass Mareikes Hinterrad platt ist. Typisch, wenn man gut im Zeitplan ist und alles fertig hat. Beim Flicken explodiert mir auch noch ein Ersatzschlauch, so dass wir jetzt ohne Reserve rumfahren. Dann geht es endlich los. Über Nebenstraßen erklimmen wir den Hügel von Barolo. Wir sind noch frisch und glauben, so schlimm kann es nach La Morra – der höchste Ort hier in der Umgebung – auch nicht sein. Da wir nicht auf der Hauptstraße fahren wollen, wählen wir wieder Nebenstraßen. Diesmal ein großer Fehler. Erst geht es alle schönen Höhenmeter von Barolo wieder ins Tal und dann wird aus der Nebenstraße ein Wanderweg. Wir versuchen es dummerweise, aber versacken im Lehm. Es geht keinen Meter mehr nach vorne oder hinten. Die Räder sind völlig verschlammt. Wir kämpfen uns wieder zurück und müssen erst mal die Räder notdürftig entlehmen. Dann geht es eine asphaltierte Straße hoch nach La Morra, 300 Höhenmeter und verdammt steil. Wir müssen mehrfach absteigen und kommen an unsere Grenzen. Luise wird es irgendwann zu bunt. Sie schläft dann mal eine Runde.

Die Plackerei lohnt sich aber. Oben in La Morra haben wir trotz bedecktem Wetter einen tollen Blick. Im Westen und Norden sieht man die schneebedeckten Alpen und im Süden die Hügel des Piemonts. Wir picknicken auf dem Placa des Castellos. Da es recht frisch ist und es nach Regen aussieht, entscheiden wir uns bald zurück zu fahren. Diesmal die längere Hauptstraße. In einer rasanten Abfahrt geht es nur rollend zurück zum Weingut. Dies ist ganz nach Luises Geschmack: sie duckt sich hinter die Windschutzscheibe, hält sich an ihren Griffen fest und johlt.

Zurück am Camper gibt es für alles und jeden eine ordentliche Wäsche, dann wird gepennt (Luise), gearbeitet (Mareike) und noch mal nach Barolo geradelt (Georg) um Grillfleisch zu holen.

Entlang von Burgen und Wein zum Kalterer See und weiter zum Gardersee

11. Mai 2016

Es geht weiter, wir fahren vom Obervinschgau Richtung Meran. Das liegt 800m tiefer und hier ist schon der Sommer ausgebrochen. Während oben die Apfelplantagen noch blühen sind hier unten schon richtige Früchte zu erkennen. Bei Bozen geht es dann die Südtiroler Weinstraße entlang. Aus Apfelplantagen wird Wein. Unser nächster Zwischenstopp ist der Kalterer See. Dies ist der erste Campingplatz der eher zweckmäßig ist. Zwar direkt am See, aber im Prinzip nur ein Parkplatz mit Schotter.

Aber wir bleiben nur eine Nacht. Und fahren am nächsten Tag gleich weiter zum nächsten See: dem Gardersee. Auf Empfehlung von Christoph finden wir einen tollen Campingplatz in Limone. Unter Palmen und Olivenbäumen direkt am See, das ist schon eher nach unserem Geschmack.

Nachmittags mache ich mit Luise einen Ausflug ins doch etwas touristische Limone, der Ort ist aber trotzdem schön und es kommt sogar die Sonne raus, so dass wir den Abend erst am Strand und dann mit Grillen verbringen. Unsere Nachbarn haben einen Sohn der 20h älter ist als Luise und so gibt es die gleichen Themen zu bequatschen.

Heute regnet es mehr oder weniger Bindfäden. Wir sind trotzdem noch einmal nach Limone gelaufen und ganz schön nass geworden. Jetzt freuen wir uns, das wir so ein großes Wohnmobil haben und schön im trockenen sitzen.

Morgen geht es dann ein großes Stück weiter bis ins Piemont. Nächstes Ziel sind die Weinhügel südlich von Alba. Dann soll es gleich weiter in die Provence oder an die französische Mittelmeerküste gehen. Je nach Wetter.

Den Etschradweg bis Schlanders

8. Mai 2016

Das Vinschgau ist ein Radlerparadies, für ambitionierte Mountenbiker wie sie hier zu hauf auf dem Campingplatz übernachten, aber auch für genußradler. Bequem per Bahn, Bus oder Shuttel geht es hoch zum Reschenpass, und wenn man will, dann für 80km bergab auf einem gut ausgebauten Radweg bis Meran.

Wir haben das Stück von unserem Campingplatz bis Schlanders genommen, ca. 25km.

Nach einem flotten anrollen ist man 5 min später in Glurns. Ein mittelalterliches Dorf mit einer perfekten Stadtmauer. Die Mauer sieht wirklich klasse aus und mit den Hühnern vor den Toren der Stadt fühlt man sich echt ins Mittelalter versetzt, hinter der Mauer hat es uns nicht so gut gefallen.

Also ging es gleich entlang der Etsch bergab. Luise hat sich sehr für die Stromschnellen interessiert, so etwas sieht sie ja alles zum ersten mal. So viel neue Eindrücke machen natürlich müde. Es hat dann doch einige Zeit gekostet bis sie es sich auf dem Sitz bequem gemacht hat und nicht bei jeder Bodenwelle wieder aufgewacht ist. Am Ende hat sie sich an meinen Arm gelehnt.

Mittagspause gab es in Laas, ein Ort in dem Marmor verarbeitet wird der allem Anschein nach hoch oben in den Bergen gewonnen wird und dann per Standseilbahn ins Tal transportiert wird.

Danach ging es noch einmal in einer rasanten Fahrt durch das nun enge Etschtal bis Schlanders. Absolutes Highlight der letzten Kilometer, waren die Kühe mit ihren Glocken.

In Schlanders war leider der Hund begraben und so gab es nur einen Cappuccino an der Bahnhofskneipe. Da wir mit Luise Genußradler sind, hat uns die Bahn zurück nach oben gebracht.

Zum Dolomitenblick

7. Mai 2016
Das morgendliche Programm läuft schon besser, 30 Minuten zu früh sind wir abmarschbereit. Luise quengelt allerdings die ganze Zeit und wir fragen uns was sie will, bis uns klar wird das sie in die Kraxe will um endlich aufzubrechen… Also geht es schon etwas zu früh zum Bahnhof und auf dem Gleis dann auf und ab.
Mit der Vinschgaubahn geht es zunächst nach Latsch um dann mit der Seilbahn hoch nach St. Martin. Wir wollen zum Dolomitenblick. Eigentlich waren wir der Meinung, dass dies wäre ein Höhenweg ist, aber da waren wir wohl falsch informiert, stetig, ab und zu steil, geht es den Berg hoch. Wie gut das wir noch Frühling haben. Obwohl wir an der 2000m Grenze schrabben und ein Wind geht, ist es schon fast zu warm. Der Aufstieg lohnt sich aber, nach 40 Minuten erreichen wir eine windgeschützte Lichtung, die den Blick Richtung Dolomiten frei gibt. Und da Liegen all die Berge in denen wir vor 2 Jahren im Herbst gewandert sind: Geislerspitzen, Sella, Langkofel, Schlern…
Dort oben Picknicken wir erst mal, für Luise haben wir extra Kartoffel und Mören im Termobecher mit. Wir essen Vinschgauer mit Käse. Aber hast du nicht gesehen, hat sich Luise mein Vinschgauer gemopst. Hält es, als hätte Sie schon immer Stullen gegessen und futtert doch glatt ¼ von meinem Picknick weg….
Da ich jetzt großen Hunger habe müssen wir vor unserer Rückfahrt noch in der Jausenstation an der Gondel einkehren.
Zurück geht es wieder mit der Bahn. Am Campter wird dann endlich mal geschlafen (Luise), ich schreibe Blog und Mareike wäscht Wäsche, die Dank der trockenen Luft selbst in der Abendsonne nur 40 min zum trocknen braucht.

Entlang der Waalwege in 2 Etappen

6. Mai 2016

Morgens um 10 aufbrechen bedarf schon einiger Organisation und am Ende etwas Hektik. Aber wir haben es geschafft und sind mit dem Bus 10min den Berg hoch nach Burgais gefahren.

Vor Dort ging es entlang des Oberwaals zurück nach Mals. Eine schöne entspannte Wanderung zum warm werden, mit tollen Blicken Richtung Ortler.

Das Mittagessen haben wir beim Camper gekocht und schön in der Sonne gegessen bevor uns Kathrin, Nickel und Jakob abgeholt haben. Die sind auch gerade in Elternzeit und hier im Urlaub. Welch ein Zufall. Zusammen ging es noch ein zweites Stück des Oberwaals weiter und durchs Tal zurück. Diesesmal ohne Bus und mit allen Höhenmetern. Gut das wir uns morgens schon etwas warmgelaufen hatten.

Zurück in Mals gab es dann ein leckeres Eis als Belohnung, und da Luise nur mittags eine Stunde geschlafen hat, ging es etwas besser ins Bett. Ist aber immer noch ein ziemlicher Kampf. Wir schwören jetzt schon wieder auf unseren Strickten Rhythmus aus Köln, den wir hier leider die letzten Tagen ganz und gar nicht eingehalten haben.